Der Südwesten von WA: Grüne Wälder, atemberaubende Strände und regnerische Wüsten
- Simon
- 24. Nov. 2017
- 9 Min. Lesezeit
Von Perth nach Adelaide
11. November 2017 - 24. November 2017

Raus aus Perth, nach eineinhalb Wochen raus aus der Großstadt, hinein in die Natur. Das zumindest war der Plan, nachdem wir erfolgreich unser Auto ausgebaut und schlaftauglich gemacht hatten. Am Abend des ersten Ausbau-Tages waren wir soweit, dass wir gerade Bettgestell und Matratze hatten, sodass wir im Auto schlafen konnten – erst um sieben Uhr abends bei schon Dunkelheit verbrachten wir unsere erste Nacht auf einem Campingplatz etwas südlich von Fremantle. Am nächsten Tag wurden dann die restlichen erforderlichen Dinge für ein erfolgreiches Überleben im Auto für ein Jahr besorgt, danach ging die Reise erst so richtig los.

Cape Naturaliste
Das Kapp an der Nordspitze der „Halbinsel“ im Südwesten von Western Australia war unser Ziel. Irgendwann hörten die Straßen mit zwei Spuren pro Richtung auf, die Straße führte am Meer entlang. Ein paar Stopps in Mandurah und Busselton, zum Einkaufen und etwas Andere-Stadt-Schnuppern, bis wir kurz hinter Busselton auf die „Caves Road“ abbogen. Die etwas mehr als 200 km lange Straße ist als sogenannter „Scenic Drive“ ausgeschildert, an dem Tag sollten wir der Straße von Kapp zu Kapp folgen.
Kurviger wurde es, durch bewaldetes Gebiet verlief die Straße, bis etliche Kilometer hinter Dunsborough das „Cape Naturaliste“ ausgeschildert. Der Ort markiert den Übergang von der relativ geschützten Bucht von Busselton nach Bunbury zum offenen Indischen Ozean. Bei strahlend blauem Himmel liefen wir den „Lighthouse Loop“, einen etwa 45-minütigen Rundweg um den örtlichen Leuchtturm, bei denen wir die Küstenvegetation mit reißenden Wellen im Hintergrund und starken Wind um uns herum beobachteten.
Kurz hinter dem Kapp auf dem Rückweg Richtung Caves Road stoßen wir auf das Schild zur „Bunker Bay“: gesehen, hingefahren. 200 Meter später belohnt uns schon der Anblick des weißen Sandstrands mit dem türkisblauen Wasser. Zeichnete sich der Cottesloe Beach durch seinen Sand und das klare Wasser, sowie durch seine Lage aus, so befand sich die Bunker Bay inmitten eines Waldgebiets, sodass die Umgebung das Ganze noch abwechslungsreicher machte.
Margaret River & Margaret River Mouth

Weiter auf der kurvigen Caves Road fährt man zwar nicht zwangsläufig über Margaret River, wir aber doch durch zahlreiche Schilder darauf hingewiesen, dass man sich in der Nähe des größten Ortes in der Region befindet. Die Stadt selber ist nicht besonders spektakulär, bestach sie aber v.a. uns dadurch, dass man wieder Anschluss an die Zivilisation hat, d.h. es einen Geldautomaten gab, uns wir uns weitere Campingausrüstung kaufen konnten. Wir dachten damals, dass wir uns schon zwischenzeitlich in der Ein-samkeit befanden, wie wir uns doch irrten…
Wir übernachteten eine Nacht etwas östlich von Margaret River, wegen etwas „schlech-teren“ Wetters (also Wolken und etwas unter 20 Grad) hatten wir es auch nicht besonders eilig, und wollten am folgenden Tag nur mal eben ans Meer. Die direkte Route vom Campingplatz führt über Margaret River zum „Margaret River Mouth“, dort wo der besagte Fluss ins Meer führt. Oder führen sollte, als wir da waren, endete dieser irgendwie in einer Sandbank kurz vor der Küste. Wie dem auch sei, trotz der dunklen Wolken und kühleren Temperaturen verbrachten wir einige Zeit an dem Strand, für ein paar Fotos und ein wenig Entlangspazieren am Strand mit nur wenig anderen Leuten…
Augusta / Cape Leeuwin

Unser eigentlich nächstes Ziel nach dem Cape Naturaliste, das Cape Leeuwin verschoben wir aufgrund des schlechten Wetters um zwei Tage, um es vielleicht noch bei Sonnen-schein sehen zu können. Als wir dort ankamen, hingen immer noch die ein oder anderen Wolken über dem Kapp, hier und da war aber blauer Himmel zu sehen und die Sonne ließ sich auf zwischenzeitlich mal blicken. Dementsprechend zu-frieden erkundeten wir die Region um das Kapp (nicht jedoch am Kapp selber, da dort vor dem Eintritt 12$(!) verlang wird) am „Water Whell“, nur knapp hinter der eigentlichen Stelle.
Riesige Steine mit rötlichem Belag lauerten am Hang, die Ufervegetation wechselte mit großen Steinplateaus ab. Das gesagte Water Wheel ist ein ehemaliges Wasserrad, was früher dazu genutzt wurde, Wasser zum Leuchtturm zu transportieren. Nun ist es verkalkt und stillgelegt, ein schönes Fotomotiv allemal. Wir liefen etwas hin und her, genossen am Meer das etwas wärmere Wetter, und machten uns bereit für die Weiterfahrt in Richtung Osten – westlicher im Süden von Western Australia ging es nicht mehr.

Windy Harbour / Point D’Entrecasteaux
Von Augusta aus führt keine Straße mehr an der Küste entlang – man fährt im Inland durch einsame, jedoch bewaldete Gegenden, in wir das erste Mal richtig das Gefühl hatten, inmitten der australischen Natur zu sein, abseits jeglicher nennenswerter Zivilisation.
Nach etwa 300 km Fahrt bogen wir in dem kleinen Ort Northcliffe auf die „Windy Harbour Road“ ab, eine geteerte, etwa 40 km lange Straße, die zu einem Ort führt, der diese Einstufung kaum verdient hat, reihen sich vielleicht 20 kleine Häuser in der Nähe des Meers aneinander. Auf dem Weg dorthin merkte man, wie es die ganze Zeit bergab ging – auch die Vegetation wechselte, als wir aus einem Wald rausfuhren, und in einem flachen Buschland ankamen. Wie erwähnt, der Ort Windy Harbour selbst ist relativ unspektakulär, auch der Strand war relativ dreckig und daher wenig sehenswert – und es war des Namens entsprechend sehr windig. Wir verließen die Siedlung relativ schnell, um zum Kapp „Point D’Entrecasteaux zu fahren.
Kurz vor Windy Harbour beginnt eine weitere Straße, die entlang vieler Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkten des anliegenden Nationalparks entlangführt. Zahlreiche Strände, mehrere Lookouts und zuletzt die Landspitze des Point D’Entrecasteaux, ein an einer Steilküste gelegener Punkt, von dem aus man nach links und rechts eine hervorragend weite Aussicht hat – das Ganze bei blauem Himmel und Sonne, dazu allerdings eine relativ steife Brise. Wir genossen die Aussicht und gingen einmal um den obligatorischen Leuchtturm herum, bevor wir uns zurück auf den Weg nach Northcliffe und danach weiter Richtung Osten machten.
Walpole - Tree Top Walk

Etwas hinter Northcliffe erreichten wir den National Highway 1, jene Straße, die einmal um den gesamten Kontinent herumführt, und die wir von da an für mehrere tausend Kilometer nicht mehr wesentlich verlassen werden. Alles andere als gerade wie man sich die australischen Hauptstraßen vorstellt führt sie kurvenreich und auf und ab durch die dicht bewaldeten Gegenden des australischen Südwestens. Wir erreichten den Ort Walpole, der die erste wirkliche Ansiedlung nach der Einsamkeit darstellt, gegen Mittag.
Hier verbrachten wir zwei Nächte auf einem netten Campingplatz, gelegen „Nornalup Inlet“, einer kleinen Bucht, an der man geschützt am Wasser übernachten kann. Am zweiten Tag ging es zum „Tree Top Walk“, einem Laufsteg auf bis zu 40 m über dem Erdboden. Über eine Distanz von etwa 400 m läuft man durch einen der ältesten Wälder Australiens: schon die Aborigines kamen vor vielen tausend Jahren am Tag hier hin, verließen ihn aber in der Nacht wieder, da der Wald so dicht war, dass sie bei Dunkelheit nichts mehr sehen konnten. Allein die Stammdicke einiger Exemplare zeugt von dieser langen Vergangenheit des Waldes, einige haben mannesgroße Löcher am Boden, die durch Bakterien in vielen Jahren Arbeit gefressen werden.
Vom höchsten Punkt des Wegs befanden wir uns dann zwar nicht am höchsten Punkt des Waldes, aber doch so hoch, dass wir über einige Kronen hinwegsehen konnten. Hier sahen wir auch aus der Ferne das erste Mal in Australien einen Waldbrand, der sich später noch vergrößern und sich in unsere Richtung entwickeln sollte.
Stirling Range National Park

Etliche Kilometer über den South Coast Highway fuhren wir von Walpole bis nach Albany, wo wir aufgrund bewölkten Wetters nur relativ kurz verweilten, und uns die Halbinsel der Stadt etwas anschauten. Wir beschlossen, am selben Tag noch weiter in Richtung Esperance zu fahren, entschlossen uns hierbei um eine etwa 100 km längere Route durch die „Stirling Ranges“, ein kleine Bergkette inmitten einer weiten Farmlandschaft.
Grün bewachsen erschienen die Berge plötzlich am Horizont, bis wir durch ein Tal durch den Nationalpark fuhren, dauerte es aber noch einmal etwas mehr als eine halbe Stunde. Wir bogen auf eine der vielen Gravel Roads, die oftmals von den Hauptstraßen zu Sehenswürdigkeiten führen, ab, und liefen ein wenig den Mount Hassel hoch, was pro Richtung ungefähr zwei Stunden gedauert hätte, wir aber aufgrund der aufziehenden dunklen Wolken doch nur etwa zehn Minuten liefen – einen schönen Ausblick auf die bewaldeten Berge und die weite Ebene hatten wir aber trotzdem.
Esperance Great Ocean Drive

Nach einer Nacht auf einem Campingplatz in einem westaustralischen Outbackort, ging es dann endgültig weiter nach Osten, Ziel: Esperance. Stellt die Stadt selber nicht wirklich eine Sehenswürdigkeit dar, ist sie doch der einzig nennenswerte Ort in der Umbegung, und Ausgangs-punkt für den sogenannten „Great Ocean Drive“ (nicht mit der bekannteren Great Ocean Road in Victoria zu ver-wechseln).
An dieser Küstenstraße reiht sich ein Strand an den nächsten, hinter jeder Kurve kommt ein anderes Küstenbild in Sicht. Es gibt immer wieder Parkplätze am Straßenrand, um anzuhalten. Die ersten Strände waren noch sehr breit und bestanden fast ausschließlich Sand, später kamen dann kleinere mit vielen Steinen und höheren Wellen. Auch schien am Anfang noch die Sonne, später verdunkelte sich dann der Himmel, und wir übersprungen die letzten beiden Strände, um zurück zum Campingplatz im Ort zu fahren: Das Wetter ließ hier im Südwesten von Western Australia zum Zeitpunkt unseres Besuchs echt zu wünschen übrig.
Nullarbor Plain

Die Nacht im strandnahen Campingplatz in Esperance war überstanden, vor uns lagen etwa 1500 km auf dem National Highway 1: Etwa 400 km bis Norseman und von da an über 1000 km über die „Nullarbor Plain“, die baumlose Ebene. Wir stellten uns am Anfang nicht wirklich viel unter der Fahrt vor, nur dass wir die Strecke ja fahren mussten und die Wüste hier bis an die Küste reicht.
Viel weniger einsam, grüner und vor allem nasser als in der Vorstellung präsentierte sich die Landschaft auf unserer zweitägigen Überfahrt. Statt sengender Hitze bei über 40 °C und knallender Sonne zogen erneut unsere (wohl leider) bekannten dunklen Wolken auf. Ab dem „Eyre Highway“ hinter Norseman kamen dann die ersten Tropfen, immer mal wieder sollte es in der nächsten Zeit Schauer geben, und die sonst so trockene Wüste in einen Farbenfrohen Teppich aus doch einigen Bäumen und vielen Sträuchern verwandeln. Und wir begegneten viel mehr Fahrzeugen als gedacht: Wohl mindestens alle zehn Minuten kam einem ein Auto oder Road Train entgegen oder befand sich vor oder hinter uns auf unserer Spur. Somit hatten wir zu keinem einzigen Zeitpunkt auch nur im Entferntesten das Gefühl, dass wenn uns theoretisch etwas passieren würde, uns keiner helfen könnte.
Wir wechselten uns mit dem Fahren ab, und Fiona hatte das „Privileg“, das längste gerade Stück Straße Australiens zu fahren: 147,6 km nur geradeaus, ohne die geringste Kurve. Schnurgerade, ohne das geringste Auf oder Ab ging es dann für etwas mehr als eine Stunde die Straße entlang, am Horizont schon immer in Sichtweite, dass es in einiger Entfernung nicht anders war.

Nach einem Fahrerwechsel dämmerte es, relativ früh nach unserem Empfinden. Zum einen fuhren wir in Richtung Osten und somit in Richtung Zeitzonenwechsel, und zum anderen befand sich eine dichte Wolkendecke über uns, die wohl das meiste des noch vorhandenen Lichts schluckte. Aufgrund der aufkommenden Dunkelheit, als auch dem anhaltenden Schauer wollten wir so schnell wie möglich zum nächsten Roadhouse, was aber noch viele Kilometer entfernt war. Und da kamen sie: Dämmerungsaktiv und sehnsüchtig nach dem Regenwasser in den Spurrillen der Road Trains, hunderte Kängurus bevölkerten den Straßenrand. Zwar hatten wir schon zwei Kängurus nachts auf dem Campingplatz in Walpole gesehen (was auch immer die da wollten), aber kamen sie hier in einer Anzahl, was wohl für jeden Australienreisenden ein glücklicher Zufall darstellt. Das Glück wurde nur dadurch etwas getrübt, dass die Fahrt durch ihr Auftauchen deutlich gebremst wurde, da man bei jedem am Straßenrand stehenden Tier abbremste, um zu gucken, ob es nicht doch ausversehen über die Straße weg hüpft. Nach einer Weile kurz vor dem Ziel und bei schon fast vollständiger Dunkelheit fingen sie dann doch an, mit ihrer Anwesenheit zu nerven – Ein sich vor uns befindlicher Road Train half uns aber netterweise mithilfe seines Blinkers auf die Kängurus aufmerksam zu werden, leider erwischte er aber selbst mindestens eins.
Auf etwas mehr als der Hälfte ungefähr 50 km vor der Grenze nach South Australia hielten wir am „Mundrabilla Roadhouse“ an, einem von einer Handvoll Versorgungsstationen, die sich alle paar hundert Kilometer am Straßenrand befinden, um den Reisenden und vor allen Dingen den Road Trains mit dem Nötigsten versorgen: Benzin, Verpflegung und eine Unterkunft nach einer langen Fahrt. Bei Regen bereiteten wir uns unter dem Dach der Tankstelle für die Nacht vor, und waren wieder einmal froh, kein Zelt aufstellen zu müssen.
Ceduna / Port Augusta

Am Nächsten Tag waren zwar immer noch Wolken am Himmel, kam aber auch mal vereinzelt die Sonne raus, und so brachen wir (auch aufgrund des frühen Sonnenaufgangs um halb fünf) vom Roadhouse auf, noch 650 km standen uns bevor. Nur wenige Kilometer nach unserer Unterkunft kamen wir auf die Grenze von Western Australia nach South Australia zu. In der anderen Richtung gab es eine „Fruit Fly Inspection“, in unserer Richtung sollte das Ganze erst einen Kilometer vor Ceduna erfolgen. Ein Foto vom Ankunftsschild in South Australia, und weiter ging die Fahrt.
Sobald wir im Bundestaat waren, wurde das Wetter schlagartig besser, zumindest bildeten wir uns das ein, nur noch vereinzelt trafen wir auf weiße Wolken. Zum ersten Mal auf dieser Straße verlief dann die Route entlang der Küste, hier fuhren wir auch zweimal zu einem ausgeschilderten Lookout ab, um die Steilküste der „Great Australian Bight“, anzuschauen, einen wahrhaft erstaunlicher Anblick. Viele Meter stürzt die Küste zum Meer hinunter, soweit das Auge reicht. Dort, wo man selber steht, erstreckt sich eine komplett flache Ebene: Eine klare Kante, hier endet der Kontinent Australien.
Der erste richtige Ort nach der baumlosen Ebene stellt Ceduna dar, hier verbrachten wir nach der langen Fahrt auch zwei Nächte zum Entspannen. Besonders spektakulär ist der Ort nicht, er hat aber eine schön entspannte Atmosphäre und liegt am Meer, alles Faktoren die uns erstmal zum Bleiben bewegten.
Hinter dem Ort entschieden wir uns entgegen unserer Pläne gegen eine Fahrt entlang der Küste der Eyre Peninsula, war es für uns doch ein zu großer Umweg vor der Fahrt nach Osten. In Port Augusta endet der Eyre Highway und beginnt der Augusta Highway in Richtung Adelaide (sowie der Stuart Highway in Richtung Alice Springs und Darwin), wir verbrachten eine Nacht im relativ langweiligen Ort mit aber nettem Blick auf die Bergkette der Flinders Ranges. Am nächsten Tag traten wir dann die letzten paar hundert Kilometer nach Adelaide an, unserer zweiten Großstadt in Australien, die Hauptstadt von South Australia.
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